Bereits früh zeichnete sich ab, dass der Bruder Klaus-Gedenkanlass in Flüeli-Ranft auf grossen Zuspruch stösst. Schon am Vormittag füllte sich die Festhalle und auch die Sitzplätze in der Turnhalle und unter freiem Himmel wurden rege genutzt. Dank des guten Wetters und der eigens dafür aufgestellten Leinwand im Aussenbereich mussten bereits am Mittag weitere Bänke und Tische geliefert werden. Schlussendlich fanden sich gegen 3’000 Besucher ein, um den grossen Heiligen und Landespatron der Schweiz zu ehren und den Referaten zu lauschen.
Nach dem Einzug der Ehrengäste begrüsste OK-Präsidentin Monika Rüegger die zahlreichen Gäste und die Referenten, die in ihren Reden Bruder Klaus aus unterschiedlichen Perspektiven ehrten. Verteidigungsminister Guy Parmelin als Vertreter der Regierung strich die Bescheidenheit und hohe Spiritualität von Niklaus von Flüe hervor. Er sei ein Mann Gottes gewesen, «der seinen Mitmenschen nahe stand» und zu denen gehört, «die uns als Vorbild dienen sollten». Mit seiner in französischer Sprache gehaltenen Rede unterstrich Parmelin die zentrale Bedeutung von Bruder Klaus über die Sprachgrenzen hinaus.
Bischof Vitus Huonder zeigte die vielen Facetten des Bruder Klaus auf und beschrieb ihn als Visionär, Mann des Gebets, Asket, Mystiker, Lehrer des Glaubens und als Bote des Friedens. Huonder zitierte Zeitzeugen, wie Erni Anderhalden oder Heini Amgrund, die im Kirchenbuch von Sachseln vieles über die Person, Wirken und Visionen des Landespatrons festhielten. Auch das «gewichtige Zeugnis» seines Sohnes, Hans von Flüe, wurde hervorgehoben. Denn dieser berichtete, dass «sein Vater immer die Welt geflohen und ein einsiedlerisches Wesen gehabt habe. Jede Nacht, wenn immer er erwachte, so hörte er, dass sein Vater wieder aufgestanden war und in der Stube bei dem Ofen betete, bis er in den Ranft ging.» Noch nach Jahren sei der Sohn vom betenden Vater beeindruckt gewesen, erklärt Bischof Huonder und stellt die Frage: «Ist das nicht eine Lektion für viele Väter?»
Alt Bundesrat Christoph Blocher erklärte gleich zu Beginn, welchen Bezug er, der reformierte Pfarrerssohn aus dem Kanton des Reformators Huldrych Zwingli, habe: «Zu den eindrücklichsten Erinnerungen meiner Kindheit gehört, dass uns unser Vater ins Flüeli-Ranft geführt und die Bedeutung von Bruder Klaus dargelegt hat.» Prägnant nahm er auch verschiedene Pressemeldungen auf, die im Vorfeld des Gedenkanlasses veröffentlicht wurden. In einer fände man die Voraussage, dass mit dem Churer Bischof Vitus Huonder und alt Bundesrat Christoph Blocher zwei «umstrittene Persönlichkeiten» Bruder Klaus würdigen würden. Blocher konterte: «Hätte das Niveau schon damals existiert, wäre Niklaus von Flüe die dritte Reizfigur.» Der alt Bundesrat zeigte den Landespatron auch als Mann, dessen Botschaft eine wegweisende Führungslehre war und ist. Besonders der Ausspruch «Machet den Zun nit zuo wit!» zeige auf, dass Bruder Klaus Entscheidendes zur Führung zu sagen habe.
Pirmin Müller